Vom Frühstücksbrett zum Meisterschläger
Schon in den 60er Jahren wurde unbemerkt in Kaisersesch Tischtennis gespielt. Damals noch nicht im
Rahmen der Angebote des TuS Kaisersesch, sondern mehr als Freizeitbeschäftigung für junge Menschen.
Regelmäßig mehrmals in der Woche trafen sich im Pfarrhaus in den Räumlichkeiten der jetzigen Bücherei, die Brüder Ludwig und Reinhold Lauer, Franz und Werner Schweitzer, Klaus und Helmut Johann sowie deren Freunde Peter Fröhlich, Dieter Ley, Josef Lohn und Norbert Vogt, um sich so manches Match mit Gegnern und Zelluloidkugel zu liefern. Als Schlägermaterial kannte man nur die allereinfachsten Holzbretter mit einem dünnen Gummibelag oder aber nur ein von zu Hause entwendetes Frühstücksbrett.
Sehr oft ging es lauthals zu, da sich um Bälle, Punkte oder Sätze auch schon mal kräftig gestritten wurde. Gelegentlich mussten dann Pfarrer Dechant Heck oder aber seine Köchin Frau Manderscheid, die in der pfarrhäuslichen Ruhe gestört wurden, zur Schlichtung beitragen.
Nachdem im Jahre 1970 der Tischtennisraum des Pfarrhauses für andere Zwecke benötigt wurde und als Weinkeller des Pfarrers diente, jedoch weiterhin ungebrochenes Interesse am Tischtennissport bestand, beschlossen einige dieser jungen Männer, sich für diesen Sport im TuS zu engagieren. Der Verein bot Trainingsmöglichkeiten im Gymnastikraum der heutigen Regionalen Schule an, beschaffte die erforderlichen TT-Platten samt Zubehör und alsbald war im Sommer 1970 die TT-Abteilung formal gegründet. Regelmäßiges und fleißiges Training waren maßgebend dafür, dass in der Spielrunde 1971/72 erstmals eine Tischtennismannschaft mit 8 Spielern für Meisterschaftsspiele gemeldet wurde.
Die ersten Erfolge ließen nicht lange auf sich warten. Bereits in der 2. Spielsaison (72/73) konnte die erste Meisterschaft und damit der Aufstieg in die 1. Kreisklasse gefeiert werden. Es folgte der Gewinn des Kreispokals mit den Spielern Hagen Herwig, Anton Labonte und Norbert Vogt. Bei den
Bezirksmeisterschaften folgte eine gute Plazierung (3. Platz) im Herren-Doppel. In den Folgejahren
erweiterte sich der Spielerkader um weitere Kaisersescher und auch Spieler aus Nachbarorten, so dass nicht nur eine 2. Seniorenmannschaft, sondern auch eine Damenmannschaft sowie Jugendmannschaften am Spielbetrieb teilnahmen. Alsbald formierten sich auch die Hobbyspieler zu einem festen Bestandteil der Abteilung.
Bereits im Jahr 1973 beteiligten sich 19 Erwachsene, 24 Jungen und 9 Mädchen aktiv am Spielbetrieb.
Unvergessen bleiben die vielen Pfingstturniere, 1973 mit 240 Teilnehmern, damals die größte
Turnierveranstaltung innerhalb des Tischtennisverbandes Rheinland. In den Folgejahren richtete die
TT-Abteilung des TuS neben den Kreismeisterschaften auch Ranglistenveranstaltungen, die
Rheinland-Pfalz-Meisterschaften für Senioren (1981) und die Rheinland-Meisterschaft für Senioren sowie Freizeitmannschaften (1986), die Südwestdeutschen Meisterschaften der Junioren (1978), das
Länderpokalturnier der Junioren (1980) sowie das Länderpokalturnier der Schüler (1986) als
Großveranstaltungen mit überregionaler Bedeutung aus.
Natürlich wechselten auch im Laufe der vergangenen 30 Jahre Höhen und Tiefen im Alltag der Abteilung. Gut ausgebildete Jugendliche warfen den Schläger endgültig in die Ecke, Mannschaften mussten abgemeldet werden, Seniorenspieler wechselten den Verein, verlegten den Wohnsitz oder die Spiellust verließ sie. Es fanden sich jedoch bis heute immer wieder Begeisterte für den TT-Sport die bereit waren, selbst aktiv zu spielen, Jugendliche zu trainieren und zu betreuen oder auch ein Mandat anzunehmen. Der Abteilung gelang es über die Jahre hinweg, mit mindestens 2 Mannschaften je Saison am offiziellen Spielbetrieb teilzunehmen.
Zu den erwähnenswerten Erfolgen der vergangenen 10 Jahre gehört zweifellos die Erringung der
Meisterschaft der ersten Herrenmannschaft in der Kreisliga Mayen/Cochem-Zell; damit verbunden war der Aufstieg in die Bezirksklasse Koblenz, die beste Plazierung einer Herrenmannschaft im TuS.
Diesen Erfolg im Jahre 1992 garantierten die Spieler Hans-Edi Laux, Bernd Nachtsheim, Josef Kreutz,
Klaus Johann, Franz und Werner Schweitzer sowie Herbert Pulvermacher.
In der Freizeitklasse erreichte Helmut Johann mit der Spielpartnerin Brigitte Jakobs vom TTC Strimmig
im Mixed bei den Rheinland-Meisterschaften 1989 die Vizemeisterschaft.
Bei den Kreismeisterschaften 1998 erspielte sich Klaus Johann den Vizemeister und gemeinsam mit
Helmut Johann wurde im Doppel der Kreismeistertitel errungen.
Regionsmeister der Saison 2000/2001 im Einzel wurde in der neugeschaffenen TT-Region
Ahrweiler/Mayen/Cochem-Zell in Ahrweiler Klaus Johann; im Doppel errang er gemeinsam mit Helmut
Johann, der im Einzel den 3. Platz erreichte, ebenfalls den Meistertitel.
Seit 1984 bietet der TuS den Kindern aus Kaisersesch die Mini-Meisterschaften an. Rege Beteiligung mit bis zu 50 Teilnehmern dokumentiert die Beliebtheit dieser Veranstaltungen. Für die TT-Abteilung ergab sich bisher hieraus auch der positive Effekt, dass aus den jeweiligen Minimeisterschaften der Nachwuchs rekrutiert werden konnte. Beispielhaft sei hier der Mini-Jahrgang 1995/96 aufgeführt, aus dem sich eine Schülerinnenmannschaft mit den 8 Spielerinnen Syster Brantzen, Bettina Buff, Sarah Christoffels, Ulrike Harjes, Laura Maßhöfer, Susanne Mattern, Eva Stephan und Kristin Stephan bildete, die bis zum Jahr 2000 in unveränderter Besetzung spielten. Laura Maßhöfer gelang es auch, sich in der Bezirksrangliste zu platzieren.
Dass sich auch Minis weiter qualifizieren können, bewiesen 1989 Silke Johann und 1990 ihre
Schwester Kerstin, die sich bis zur Endrunde auf Rheinland-Pfalz-Ebene durchspielten und hier
beachtlich gut abschnitten.
Die Jugendlichen im Verein nahmen in den vergangenen Jahren rege an Kreismeisterschaften,
Bezirksmeisterschaften, Ranglisten und Pokalspielen mit einigen großartigen Erfolgen teil
(Kreismeistertitel, Vizemeisterschaften; Kreispokalsieger) und repräsentierten somit auch unseren Verein weit über die Grenzen der engeren Heimat hinaus. Unser Verein und unsere Stadt gewannen somit auch durch den Tischtennissport deutlich an Bekanntheit.
Der Damenmannschaft gelang im Spieljahr 1999/2000 mit den Spielerinnen Ina Dömel, Kerstin und
Silke Johann sowie Steffi Sommer der größte Erfolg mit dem Gewinn der Regionsmeisterschaft im
Spielkreis Ahrweiler/Mayen/Cochem-Zell. Die Leistung wurde belohnt mit dem Aufstieg in die
3. Rheinlandliga, die höchste Spielklasse, in der je eine TuS-Mannschaft spielte.
Nicht unerwähnt bleiben darf das Kooperationsmodell Schule – Verein. Hier ergänzen sich seit Jahren die Kaisersescher Schulen (Grundschule sowie seit dem Jahr 2000 die
Regionale Schule Kaisersesch) und die Tischtennisabteilung im Hinblick auf die Tischtennisausbildung der Kinder sowie in gemeinsamer Nutzung der Sportgeräte. Diese Maßnahme soll für die Abteilung letztendlich auch zur Nachwuchsgewinnung dienen. Jedoch muss allgemein festgestellt werden, dass es immer schwieriger wird, die jungen Menschen auf längere Sicht an den TT-Sport zu binden. Hier müssen in Zukunft neue Wege beschritten werden, um diese Zielsetzung zu erreichen.
Die Verwirklichung unserer bisherigen Maximen wie Integration von Kindern bzw. Jugendlichen mit
gemeinsamen Interessen, Förderung der Begabung und Einbindung in ein soziales Gefüge, Hilfe bei der Persönlichkeitsprägung, Lernen mit Sieg und Niederlage umzugehen, werden durch die allgemeine
gesellschaftliche Entwicklung zurückgedrängt. Im Zeitalter einer ausgeprägten Konsumgesellschaft und
der Hinwendung in eine teilweise unbekannte Multimedia-Welt verliert der TT-Sport spürbar im
Jugendbereich an Ressourcen. Die Kinder kommen nicht mehr zum „Tischtennis“, sondern der Verein
muss sie hierzu gewinnen. Vielleicht wird in einigen Jahren den Sportvereinen allgemein mit seinen
sozial-integrativen Funktionen ein noch höherer Stellenwert zuteil werden, wenn heute nicht der
Anschluss verpasst wird.
Verfasser: Helmut Johann
Mai 2001
Die bisherigen TT-Abteilungsleiter:
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Stand:13.05.2012